Busse: 2010 kommt der digitale Kontrolleur

Die Sichtkontrolle der Fahrkarten gehört bald der Vergangenheit an. Ein Gerät neben dem Fahrer liest künftig den Chip ab. Dann stellt sich heraus, ob das Ticket gültig ist. Foto: Christian Beier

BUSSE Elektronische Lesegeräte werden eingeführt. Ab Herbst beginnt eine Probephase.
Noch ein paar Monate: Dann müssen Fahrgäste den Chip ihres Tickets vor ein Kontrollgerät neben dem Fahrer halten. Laut Silke Rampe, Sprecherin der Verkehrsbetriebe, erprobe man das elektronische Kontrollsystem (EKS) ab Herbst in den 56 Solinger Autobussen. Ab nächstem Jahr, schätzt Rampe, könne man die digitale Kontrolle auch in den 63 O-Bussen einsetzen. Der große Vorteil dabei: Die Fahrer merken sofort, ob ein Fahrausweis ungültig ist.
Verkehrsbetriebe rechnen mit 200 000 Euro Mehreinnahmen
Die Umstellung könne den Verkehrsbetrieben rund 200 000 Euro Mehreinnahmen pro Jahr bescheren, schätzt Rampe. „Wir vermuten, dass viele derzeit noch mit ungültigen Tickets durchkommen“, erklärt Martina Post, Marketingleiterin der Verkehrsbetriebe. Auf einer Sperrliste seien rund 22 000 Tickets verzeichnet. Das sind abgelaufene Fahrausweise, die nicht wie vorgeschrieben, zurückgegeben worden sind. „Oft geben die Leute die ungültigen Tickets einfach weiter“, so Post.
Besonders bei Chipkarten wie den Tickets 1000 und 2000 oder dem YoungTicket könne der Busfahrer nicht sofort erkennen, wem die Karte gehört, ob diese noch gültig ist, und falls ja, für welchen Verkehrsbereich. In Duisburg wird das EKS bereits getestet. Das Experiment zeige, dass die Zahl der Schwarzfahrer um über 10 Prozent verringert werden konnte, sagt Post. Einige Leute stiegen erst gar nicht ein, wenn ein Bus mit Lesegerät vorbeikommt: „Unsere Hoffnung ist, dass sich viele ein Abo zulegen müssen.“
Im Verhältnis zu den erwarteten Mehreinnahmen sind die Kosten für die Umstellung gering: 300 000 Euro wird unter anderem für die Installation der Geräte veranschlagt. Für das Modell einer Firma habe man sich bereits entschieden, so die Marketingleiterin. In den Kosten sei auch die Schulung der Fahrer enthalten, ergänzt Sprecherin Rampe. Denn diese müssten lernen, die Signale des Gerätes schnell und sicher zu deuten: So piepst dieses auf eine bestimmte Weise, wenn eine Karte ungültig ist. Begleitend dazu wird der Ticketstatus auf dem Display angezeigt.
Zu Schlangen bei den Einstiegskontrollen führt das neue System laut Post nicht: „Es wird einen guten Fahrgastfluss geben. Die Umstellung wird nicht zu Verspätungen führen.“ Fahrausweise elektronisch zu kontrollieren, ist ein weiterer Schritt zur umfassenden Digitalisierung der Einstiegskontrolle: Bereits 2003 wurden Chipkarten eingeführt, die die altbackenen Wertmarken ersetzten. Angestrebtes Ziel: Kunden steigen mit einem Chip ein, und ein Gerät berechnet den günstigsten Fahrpreis. Dafür bräuchte man auch keine Tickets mehr, sagt Rampe: Ein Handy mit Chip würde zum Beispiel ausreichen. fma

aus Solinger Tageblatt 27.9.09