Ein Dachpfeiler, der mitten im Weg einer Rolltreppe steht. Das ist architektonischer Unfug. Vor allem, wenn die besagte Rolltreppe aus diesem Grund auch noch lahmgelegt werden muss. Und das ist nicht das einzige Beispiel von Fehlplanung in Köln.

Die Rolltreppe steht still. Auf den Stufen liegen verwelkte Blätter, eine leere Bierflasche und ein Kaffeebecher. Nebenan auf der Steintreppe, die herunter in die unterirdische S-Bahn-Haltestelle Chorweiler-Nord führt, stützt sich eine alte Frau auf das Geländer, als wenn es eine Krücke wäre. Sie geht langsam, konzentriert sich auf jede Stufe. 36 sind es. „Ich bin 90 Jahre alt“, sagt die Frau. „Jetzt gibt es hier eine Rolltreppe und ich muss trotzdem noch laufen. Das ist eine Zumutung.“ Für mehr Worte bleibt keine Zeit, die S-Bahn kündigt sich mit einem Rauschen an. An jedem der vier Aufgängen hat die umgebaute Haltestelle Rolltreppen. Aber diese stehen seit einem Jahr still. Der Grund sind zwei neue Dächer, die von der Stadt angebracht wurden. Erst konnten die Rolltreppen wegen der Baumaßnahmen nicht weiter laufen, nun werden Sicherheitsbestimmungen nicht mehr eingehalten.
„Die Dachstützen stehen zu eng an den Enden der Rolltreppen, so ist ein sicherer Betrieb nicht möglich“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. „Ohne Änderungen nimmt der Tüv das nicht ab.“ Die Stadt hat bereits signalisiert, sich um die nötigen Drängelgitter entlang der Dachpfeiler zu bemühen. „Wir müssen uns mit der Bahn noch über die Kostenübernahmen einigen“, sagt Stadtsprecherin Inge Schürmann. „Wir wollen das aber noch in diesem Jahr realisieren.“

Einen Aufzug gibt es an der S-Bahn-Haltestelle nicht. Und so bleibt den Menschen zurzeit nichts anderes übrig, als sich gegenseitig beim Tragen zu helfen. „Ich hab schon so viele Menschen gesehen, die vor dieser Treppe standen und gar nicht wussten, wie sie mit ihrem Gepäck oder mit Kinderwagen da hoch kommen sollen“, sagt Bernd Müller (62). „Nicht immer steigen andere Menschen mit aus, die helfen können.“ Müller wohnt nur wenige Häuser von der Bahnhaltestelle entfernt. „Es ist ja schön, dass sie hier so vieles erneuert haben. Es sieht auch schöner aus, aber eine funktionierende Rolltreppe wäre schon wichtig.“ Müller wartet auf die S-Bahn, er ist auf dem Weg zu seiner Tochter. Auch der 62-Jährige ist körperlich nicht ganz fit. „Nach meinem Herzinfarkt hatte ich Probleme mit dem Gehen. Da haben mir diese Treppen schön zu schaffen gemacht. Aber ich habe ja keine Wahl. Das Auto habe ich vor Jahren abgeschafft.“

Quelle: Kölner Stadtanzeiger