#1 Der Bahnhof Olympiastadion von Marcel Hilgers 02.09.2013 16:43

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Hallo!

Der Bahnhof Olympiastadion in München wurde im Zuge der Errichtung des Münchner S-Bahn-Netzes am 28. April 1972 in Betrieb genommen (der Stammstreckentunnel wurde ebenfalls am 28. April 1972 eröffnet). Grund waren die Olympische Sommerspiele im Jahre 1972, die in der bayerischen Landeshauptstadt ausgetragen wurden. Aus dem Nichts entstand neben den Wettkampfanlagen ein S-Bahn-Netz, welches im Zuge der olympischen Spiele in 7138 Fahrten an 17 Tagen 3,18 Millionen Fahrgäste zu und von den Wettkampfstätten beförderte. Alle 3,18 Millionen Fahrgäste passierten auf dem Weg von und zu den Spielen den eigens für die Spiele errichteten Bahnhof Olympiapark, der noch heute existiert. Das Areal wurde zuletzt 1988 für die Abfertigung von Personenzügen im Rahmen der Fußball-EM genutzt (zwischenzeitlich 1974 zur Fußball-WM, zum Papstbesuch und verschiedenen Leichtathletik-Veranstaltungen). Die folgenden 4 Jahre wurden die Gleisanlagen noch für das Abstellen von Wagen genutzt, ehe der Bahnhof 1992 komplett vom Netz getrennt und stillgelegt wurde.

Von der Anlage her war der Bahnhof über zwei Verbindungsstrecken an dden nördlichen Güterring angeschlossen, zwischen den Bahnhöfen München-Oberwiesenfeld West und Ost zweigten die Strecken 108 und 110 ab und endeten in dem 5-gleisigen Bahnhof, dessen Gleise jeweils die Aufnahme von zwei Langzügen mit Triebwagen der Baureihe 420 (also 2x 3 ETs) oder auch Sonderzügen mit bis zu 15 Wagen ermöglichte.

Im Rahmen der Sommerspiele gab es 1972 drei S-Bahn-Linien, die diesen Bahnhof anfuhren:
- S5: Herrsching - Pasing - Stammstrecke - Ostbahnhof - Johanneskirchen - Olympiastadion und zurück
- S11: Ostbahnhof - Stammstrecke - Moosach - Olympiastadion und zurück
- S25: Ostbahnhof - Johanneskirchen - Olympiastadion und zurück

Die S5 und S11 verkehrten während der Spiele mit den neuen Triebwagen der Baureihe 420, die Linie S25 hingegen wurde mit 14 n-Wagen bedient, wobei die Lok der Baureihe 140 in der Mitte des Zuges hing und auf beiden Seiten damals brandneue Steuerwagen ("Karlsruher Kopf", Bauart BDnrzf 740) zu finden waren.

Im Regelfall sah die Gleisbelegung der vier Bahnhofsgleise wie folgt aus:
Gleis 1: S5 / S25
Gleis 2: S5 / S25
Gleis 3: S11 / Sonderzüge
Gleis 4: S11 / Sonderzüge
Gleis 5: Umsetzgleis ohne Bahnsteig

Hier nun einige dokumentarische Bilder (die bewusst etwas unnatürlich aufgehellt wurden) über den Zustand der Anlagen, aufgenommen am letzten Donnerstag:


Der ehemalige Eingangsbereich. Unter dem Dach standen Fahrkartenschalter.


Einziges Relikt dieser kleinen Buden ist der Hinweis auf Fahrkarten, der bis heute gehalten hat.


Eine Übersicht über den Bahnhof. Rechts neben dem Bild verläuft die Landshuter Allee, eine Hauptverkehrsstraße. Links ist eine Berufsschule zu finden, die Hochhäuser im Hintergrund stehen auf dem Areal des Olympiaeinkaufszentrums.


Nochmal von der anderen Seite. Ganz links unter den Bäumen liegt Gleis 5, das Bahnsteiggleis ist Gleis 4. In der Mitte liegen (logischerweise) die Gleise 3 und 2 und hinter den Büschen Gleis 1. Der Gleisplan ist sehr interessant, die Gleise 1 und 2 enden stumpf an Prellböcken, während die Gleise 3, 4 und 5 am Ende zusammengeführt wurden und das vermeintliche Ausziehgleis noch einige Kilometer weiter in eine Übergabegleisgruppe für Privatanschlussgleise mündete und so unter anderem ein Gaswerk anschlossen.


Gleisende Gleis 1.


Unter dem Eingangsbereich wurden die Gleise 3 und 4 zusammengeführt, am Ende der Säulen kam das Umsetzgleis 5 dazu.


Blickrichtung um 180 ° gedreht, Gleis 3.


Gleis 4 mit dem heute vollkommen zugewucherten Bahnsteig Gleis 3/4.


Der ehemalige Bahnsteigzugang zum Bahnsteig Gleis 1/2.


Der ehemalige Bahnsteigzugang zum Bahnsteig Gleis 3/4.


Links Gleis 2/3, Blick auf den Eingangsbereich.


Blick um 180 ° gedreht.


Bahnsteigzugang Gleis 3/4 von unten, rechts Gleis 4.

1992 endete die Ära Bahnhof Olympiapark endgültig, seit 2004 sind auch die einstigen Olympiazüge Geschichte (auch wenn die Baureihe 420 in München wieder ein Revival erleben soll). Der Bahnhof Olympiastadion wurde vor einiger Zeit von der Stadt München gekauft, nachdem sich die Transrapid-Planungen mit einer Rampe auf dem Gelände des Bahnhofs erledigt hatten. Geplant ist die Führung eines Radwegs über das Bahnhofsgelände, wobei andere auch den Erhalt der Bahnhofsanlagen als Denkmal fordern.

#2 RE: Der Bahnhof Olympiastadion von Lucas R. 02.09.2013 19:15

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Ich finde du hast echt gute Bilder von dem Bahnhof gemacht, auch wenn das, was man auf den Bildern sieht sehr deprimierend aussieht.

#3 RE: Der Bahnhof Olympiastadion von Gilbert Coletti 02.09.2013 19:16

Sehr interessant Bilder !

#4 RE: Der Bahnhof Olympiastadion von Markus Ü. 03.09.2013 14:51

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Interessante Dokumentation. Lange gab es die Station ja nicht, fragt sich, ob man sie vielleicht doch hätte so nutzen können, dass zu den Bundesligaspielen ausreichend Entlastungsverkehr möglich ist.

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