#1 Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Marcel Hilgers 21.09.2018 19:09

avatar

Hallo zusammen!

Am 19. September war ich auf der diesjährigen Innotrans zu Gast und habe einige Neufahrzeuge verschiedener Hersteller dokumentiert und möchte diese nach und nach vorstellen. Den Anfang macht heute der Desiro HC aus dem Hause Siemens, der uns in naher Zukunft im Vorlaufbetrieb des "Rhein-Ruhr-Express"-Netzes befördern wird.
Zunächst ein paar technische Daten: Der 4-teilige Triebzug ist insgesamt 105,252 Meter lang und erreicht durch 4000 kW Antriebsleistung (die beiden Endwagen sind angetrieben) bis zu 160 km/h. Nach EN 50125-1 Klasse T3 (betrifft unter anderem die Umweltbedingungen) sind die Fahrzeuge von -25 C bis +45 °C einsetzbar.
Der Hersteller Siemens garantiert vertraglich für 32 Jahre gegenüber den Aufgabenträgern eine Fahrzeugverfügbarkeit von 99%. Die Triebzüge sind dafür mit neuer Sensorik ausgestattet, die viele Fehler bereits vor dem Werkstattaufenthalt melden und so die Planung der Instandhaltung optimieren sollen. Die Wartung soll komplett in der neu errichteten und vor Kurzem eröffneten "Rail Service Center" in Dortmund-Eving erfolgen.
Starten wir nun mit den Bildern:


Ausgestellt war der Triebzug 462 083. Den hier gezeigten Endwagen mit der 1. Klasse konnte man leider nicht besichtigen, dort war ein "VIP-Bereich" eingerichtet.


Damit man bei der Einfahrt des Zuges schon sieht, ob man für die 1. Klasse richtig steht, ist die Front orange gestaltet. Das Farb- und Formdesign gefällt mir persönlich sehr gut.


Das zweitklassige Ende hat eine schwarze Front.


Die Scheinwerfer sind in LED-Technik ausgeführt, das Fernlicht ist außen angeordnet.


Im Einstiegsbereich zeigen sich neben der Fahrgastinformationsanlage (im Demomodus mit fiktiven Daten) die extra breiten Türen, die den Fahrgastfluss verbessern sollen.


An jeder Tür findet sich neben der Hausordnung auch eine Notbremse und eine Notsprechstelle.


Die Fahrgastinformation wird über - wie ich für ein Neufahrzeug finde - recht kleine Monitore realisiert.


Neben dem WC für mobilitätseingeschränkte Reisende ist der Ganz - im Vergleich beispielsweise zum 425 - sehr breit geworden, sodass man die Klappsitze nutzen kann und man trotzdem noch einigermaßen vorbeikommt.


Das WC selber ist jetzt nicht sonderlich innovativ, erwähnenswert ist vielleicht noch der hinten rechts über dem WC integrierte Wickeltisch zum Ausklappen.


Im Mehrzweckbereich gibt es einige Klappsitze, deren Zweck teilweise extra für Rollstuhlfahrer bebildert wurde.


Weiterhin gibt es einen separaten Rolliplatz mit einem Sitz für die Begleitperson, die allerdings - und das muss man bei extrem vielen Neufahrzeugen monieren - keine wirkliche Aussicht genießen können wird.


Die normale Sitzlandschaft zeigt das gleiche Manko, auch hier muss man sich teilweise mit dem Ausblick auf die Seitenwand zufrieden geben.


Aufgrund der bestellten Kapazität wurde sehr viel auf eine Reihenbestuhlung gesetzt, Vis-a-vis-Plätze sind selten. Dafür haben alle Reihensitze einen Klapptisch zu bieten.


Die Mittelwagen sind als Doppelstockwagen ausgeführt. Bauartbedingt ist hier der Platz für das Gepäck begrenzt. Leider hat man es auch versäumt, separate Gepäckablagen (wie beispielsweise im Intercity 2) einzubauen.


Über eine recht geräumige Treppe gelangt man in die obere Etage. Gegenüber der Treppe sind wieder Klappsitze angeordnet, die den Fahrgastfluss im Berufsverkehr wohl wieder behindern werden.


Auf beiden Enden sind die ersten Meter mit quer zur Fahrtrichtung zeigenden Sitzen ausgerüstet, passend dazu gibt es auch nur Schießluken als Fenster. Grund dafür dürfte unter anderem der benötigte Platz unter anderem für die Klimatechnik sein. Übrigens war der Zug trotz der doch recht gut scheinenden Sonne durchgehend angenehm klimatisiert.


Auch oben sind die Gepäckablagen quasi als nicht vorhanden zu bezeichnen.


Zum Schluss noch ein kleiner Sitztest. Bei der Reihenbestuhlung ist trotz meiner Körpergröße von ca. 1,90 Metern noch genügend Platz.

Fazit: Außen hui, innen...naja...so richtig pfui nicht, aber zu wenig durchdacht. 400 Menschen passen nur durch die zahlreichen Klappsitze und die überwiegende Reihenbestuhlung rein. Wie sich die breiteren Türen, Treppen und Gänge in der Praxis auswirken werden wird man abwarten müssen.

#2 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Markus Ü. 25.09.2018 21:35

avatar

Danke für den Bericht. Es war klar, dass für die geforderte Anzahl Sitzplätze nur mit gewissen Tricks erreicht werden kann. Zum Glück wurde nicht der Weg über den engen Sitzabstand gewählt, ist ja längst nicht mehr selbstverständlich. Dennoch: zwischen Tür und Treppe haben Klappsitze definitiv nichts verloren, vielleicht hat da der VRR irgendwann ein Einsehen und lässt sie wieder ausbauen.

#3 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Marius D. 25.09.2018 23:28

avatar

Was mir auch aufgefallen (bei der Präsentation am NRW Tag in Essen, wo die erste Klasse auch zu besichtigen war) ist: Die Sitzflächen waren relativ kurz. So wirkt der Sitzabstand auf den ersten Blick „schön groß“, ist aber letztendlich, wenn überhaupt, ganz normal wie man auf Marcels Foto oben sieht. Und ich habe beim Gang durch den Zug auch Tester gesehen, die offensichtlich etwas kräftiger (zumindest was die oben zu sehenden „Beinreste“ anmuten lassen) waren, da sah das mit der Beinfreiheit schon anders aus. Ob der Zug der große Kapazitätswurf für die nächsten 32 Jahre sein wird ist mir doch schleierhaft. Auf dem RE11 werden die Züge sicher eine willkommene Gefäßvergrößerung und auch Komfortsteigerung sein, aber auf den Linien, wo die sechs Dostos inzwischen auch gut gefüllt sind, wird die auf dem Papier höhere Kapazität nur kurz aufatmen ermöglichen, insbesondere wenn man die ambitionierten Modal-Split Ziele sieht. Da wird auch der 15 Minuten Takt, wenn er denn irgendwann mal kommt, die Holländer oder Schweizer oder Japaner nur müde lächeln lassen.

#4 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Kay Joecken 25.09.2018 23:59

avatar

In den 32 Jahren denkt man eventuell auch über Expresszüge nach - hoffe ich doch! Diese könnten dann, sofern technisch möglich, in Dreifachtraktion die Hauptbahnhöfe zwischen Köln und Dortmund plus Düsseldorf Flughafen ansteuern. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Bis 2050 werde ich wohl mit Drohnen mein Ziel erreichen. :-D

#5 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von H. Norfried V. 26.09.2018 15:31

Hmm, also ich bin nicht ganz so groß wie Marcel und fand zumindest die alten Dostos mit den 90er-Jahre-Sitzen schon deutlich enger als das, was ich auf dem Foto seinem Sitztest sehe.

#6 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Marcel Hilgers 26.09.2018 17:10

avatar

Also von der recht kurzen Sitzprobe her ging es schon. Der Abstand nach vorne war erschreckenderweise recht groß (sieht man auf dem Bild ja auch), die Polster guter Standard vom Komfort her. Wie das Ganze dann während der Fahrt sein wird, wird man dann vermutlich im März/April feststellen können.

Das Fahrzeug auf der Innotrans war übrigens ein zusätzliches Fahrzeug, welches Siemens zur Erprobung von Komponenten nutzt und später als Reservefahrzeug für den Fall der Fälle vorhält.

#7 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Dominik Wendt 26.09.2018 19:20

Zitat von Marius D. im Beitrag #3
Was mir auch aufgefallen (bei der Präsentation am NRW Tag in Essen, wo die erste Klasse auch zu besichtigen war) ist: Die Sitzflächen waren relativ kurz. So wirkt der Sitzabstand auf den ersten Blick „schön groß“, ist aber letztendlich, wenn überhaupt, ganz normal wie man auf Marcels Foto oben sieht. Und ich habe beim Gang durch den Zug auch Tester gesehen, die offensichtlich etwas kräftiger (zumindest was die oben zu sehenden „Beinreste“ anmuten lassen) waren, da sah das mit der Beinfreiheit schon anders aus. Ob der Zug der große Kapazitätswurf für die nächsten 32 Jahre sein wird ist mir doch schleierhaft. Auf dem RE11 werden die Züge sicher eine willkommene Gefäßvergrößerung und auch Komfortsteigerung sein, aber auf den Linien, wo die sechs Dostos inzwischen auch gut gefüllt sind, wird die auf dem Papier höhere Kapazität nur kurz aufatmen ermöglichen, insbesondere wenn man die ambitionierten Modal-Split Ziele sieht. Da wird auch der 15 Minuten Takt, wenn er denn irgendwann mal kommt, die Holländer oder Schweizer oder Japaner nur müde lächeln lassen.

Funfact am Rande: Die ursprünglichen Prognosen bzgl. der Fahrgastzahlen mit dem kompletten RRX wurden schon mit den jetzigen Linien erreicht.

Was den Komfort der Kisten angeht: Für kurze Strecken absolut in Ordnung, für längere Strecken (zum Beispiel nach Kassel (Hier auch noch FV-Ersatz!) grenzwertig. Man merkt halt, dass die Teile teilweise sich ausschließende Aufgaben erfüllen müssen. Gerade der geringe Platz für Koffer etc. und doch die recht enge Reihenbestuhlung (Normal sitzen geht bei mir, aber etwas nickern könnte schwierig werden.) sind für längere Fahrten nachteilig.

Die Einstiegsverhältnisse dürften sich aber tatsächlich bessern. So weit mein Senf dazu.

#8 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Rolf Aretz 26.09.2018 23:09

avatar

ich möchte die n-wagen sitze wieder haben, dort hat man sich gegen über gesessen und
selbst kräftige leute hatten genug sitzfläche :)

https://de.wikipedia.org/wiki/N-Wagen#/m...0A_DSB00017.JPG

#9 RE: Vorstellung: Siemens Desiro HC für den Rhein-Ruhr-Express von Marius D. 27.09.2018 09:17

avatar

Unterschreibe ich sofort... Nur ich befürchte der Platz dürfte eng werden, selbst bei sieben bis acht Wagen, mehr geht ja nicht aufgrund der Bahnsteige. Joa und dieses Thema mit der Barrierefreiheit dürfte gegen eine Konstruktion wie die jetztige sprechen.

(Ganz abgesehen davon dass das sowieso vollkommen utopisch ist.)

Xobor Xobor Community Software
Datenschutz