MöBahn.de - Das etwas andere Forum für den ÖPNV » ÖPNV in Deutschland, Europa und der Welt » Informationen rund um den ÖPNV » Vorstellungen » Vorstellung: Stadler Flirt für die Südostbahn

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Die schweizerische Südostbahn (SOB) betreibt in der Zentral- und Ostschweiz ein 123 km langes Streckennetz. Dort wird unter anderem der "Voralpen-Express" angeboten, der derzeit mit lokbespannten Wendezügen betrieben wird. Als Ablöse wurden sechs 8-teilige Flirt bei Stadler bestellt (zusätzlich für die S-Bahn fünf 4-Teiler), die ab Dezember 2019 verkehren sollen. Bei der SOB werden diese Triebzüge als "Traverso" bezeichnet, verfügen über 1. und 2. Klasse, Familienabteile, Ski- und Fahrradbereiche sowie Cateringzonen.
Äußerlich fallen die Züge durch die geänderten Fronten und das kupferfarbene Design auf, dazu passen das schwarze Fensterband und die rote Zierlinie. Das ausgestellte Fahrzeug war einer der 8-Teiler. Vom Aufbau ähnelt sich die Variante mit der, die die PKP seit einiger Zeit im IC-Dienst einsetzt. Im Prinzip sind die 8-teiligen Flirt zwei 4-teilige Flirt, wo jeweils an einem Ende anstatt eines Führerstands ein Übergang eingebaut wurde. Im Gegensatz zu der PKP-Variante mit 2 angetriebenen Drehgestellen besitzen die SOB-Flirt u.A. der anspruchsvolleren Streckentopografie geschuldet 4 angetriebene Drehgestelle (Achsfolge Bo’2’2’2’Bo’+Bo’2’2’2’Bo’).
Die Beleuchtung ist - wie eigentlich heute üblich - in LED-Technik ausgeführt. Als Kupplung kommen vollautomatische Schwab-Kupplungen vom Typ FK-15-12 zum Einsatz.
Starten wir am Ende des Zuges mit der ersten Klasse. Nach dem Einstieg zeigt sich der geräumige Türbereich mit dem angenehm hellen Innenraum. Neben der Fahrgastinfo gibt es eine Norsprechstelle und für den Fall des Falles Feuerlöscher. Die Einstiegshöhe beträgt an allen Türen 600 mm, in den Hochflurbereichen liegt der Fußboden auf 1145 mm Höhe.
Einen der Hochflurbereiche hat man jeweils im Endwagen, da man für die Triebdrehgestelle Platz schaffen musste. Hier das erstklassige Ende mit einer 2+1-Bestuhlung in Vis-a-vis-Anordnung.
Im Niederflurbereich gibt es teilweise eine 1+1-Bestuhlung in Konferenzausrichtung. Neben einer Garderobe auf jeder Seite haben alle Sitzplätze hier einen seitlichen Tisch mit der Möglichkeit, eine Aktentasche zu verstauen.
Wie man hier erkennen kann, wurde mit Steckdosen nicht gegeizt. Zwischen den Sitzen und am Abfallbehälter sind jeweils Stöpselmöglichkeiten vorhanden.
An jedem Abfallbehälter findet man zudem einen Haltewunschtaster.
Wandern wir weiter in die 2. Klasse.
Hier gibt es durchgehend 2+2-Bestuhlung in Vis-a-vis-Anordnung, Steckdosen sind hier "nur" an den Abfallbehältern vorhanden.
Hier die Sitzgruppe vor dem "gedachten Ende" des ersten 4-teiligen Flirt. Dahinter schließt sich ein etwas längerer Gang mit einem Übergang an, wo die für die (im Vergleich zum PKP-Flirt) zusätzlichen Antriebsdrehgestelle benötigte Technik untergebracht ist.
Was mir sehr angenehm aufgefallen ist, ist die überall passende Anordnung der Sitzplätze zu den Fenstern. Es gibt keine Holmplätze. Die Fensterholme sind übrigens alle mit einem kleinen Ausschnitt der Alpenkulisse verziert.
An den "normalen" Übergängen muss der Boden für das Überqueren der Jakobsdrehgestelle auch etwas Höhe gewinnen. Etwas wellenförmig wirkt dabei die mehrteilige Rampe.
Die Fahrzeuge sind natürlich auch mit einer Sektion für mobilitätseingeschränkte Reisende ausgestattet.
Genügend Platz für mehrere Rollstühle ist vorhanden.
An zwei Stellen im Zug findet man kleine "Serviceinseln". Hier finden sich einerseits große Abfallbehälter...
...und andererseits die Cateringzone mit jeweils einem Kaffee- und Süßwaren- bzw. Getränkeautomaten.
Der "Traverso" war auf der Innotrans der klare Testsieger, was Komfort, Ausstattung und Gesamtwirkung anging. Warum man bei der DB nicht mal solche Fahrzeuge für den Fernverkehr bestellt, kann man ganz einfach erklären: Es passen nur 359 Fahrgäste in 150 Meter Zug. Im Vergleich dazu passen in einen ICE 4 auf gleicher Länge etwa 375 Personen rein.