#1 Privater Gleisanschluss Viersen von Simon N. 19.01.2020 00:06

avatar

N Abend,

in Viersen gibts ja einen privaten Gleisanschluss zu RRG Rheinländisches Recycling. Die Strecke war noch vor ca. drei Jahren im Betrieb. Weiß einer wie es momentan ausschaut?
Gibt es ab und zu noch kleinere Überführungen? Btw. ich mein das hier: https://www.google.de/maps/@51.2561503,6...m/data=!3m1!1e3
Wär echt super, wenn mir da wer weiter helfen könnte.

Gute Nacht noch ^^

#2 RE: Privater Gleisanschluss Viersen von Thorsten Sch. 19.01.2020 10:13

Aktuelle Sichtungen habe ich keine; zumindest im letzten Jahr ist da noch relativ regelmäßig eine Üg von DB Cargo mit BR 294 von Neuss Gbf aus hingefahren. Verkehrstage Dienstag und Donnerstag. In Viersen rangiert wurde so zwischen 09:00 Uhr und 12:00 Uhr.

Die RRG selbst rangiert vor Ort mit einem Zweiwegefahrzeug:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/...049#msg-6607049
Das kann natürlich auch mal an anderen Tagen oder zu anderer Uhrzeit sein.

#3 RE: Privater Gleisanschluss Viersen von Martin Sch. 30.01.2020 09:12

avatar

Nur so als Ergänzung:

Hier ein kurzer historischer Abriß zur RRG und ihrer Vorgänger, den ich vor jahren schon mal bei DSO veröffentlicht hatte:

Zum Thema RRG noch ein paar Ergänzungen:

Die RRG geht zurück auf die Fa. "Schrotthandel Erich Georg", die am alten Viersener DB-Güterbahnhof ansässig war (Güterstraße, bzw. die Verlängerung namens "Zollweg). Das Gelände lag unmittelbar zwischen dem alten Viersener DB-Güterbahnhof und dem früheren Zentrallager der Britischen Rheinarmee (dieses war vor 1945 das Zentralllager der Kaisers-Kaffee AG).
In den 1980er Jahren übernahm der in Viersen-Robend ansässige Schrotthandel Holter KG das Gelände der Fa. Georg und führte es als Werk II fort. Hier waren bis zur Stilllegung um 2004 herum eine große Schrottschere, ein Schrottlager sowie eine Schrottumladung auf die Schiene.

Von den meisten Werkbahnfreunden unbemerkt war auch hier eine Werklok im Einsatz: Ein alter, gelb lackierter Unmimog vom Typ U 406 diente hier gelegentlich dem Verschub von offenen Güterwagen, der zweifelsfrei noch von der Fa. Georg stammte und in einer kleinen Wellblechgarage sein Dasein fristete. Meistens war hier eine DB-Köf-III im Verschub anzutreffen, zumal direkt an der unmittelbar benachbarten GA Viersen der DB stets diverse Köf II bzw. Köf III auf neue Einsätze warteten. Bis zum Ende dieses Standortes war hier der Unimog anzutreffen, den ich hier erst relativ spät entdeckte, da ich zuvor ein Befahren der Werksstraße mit meinem Rad aufgrund unfreundlicher Mitarbeiter und spitzer Metallstücke stets vermieden hatte.
Umso größer war mein Erstaunen, als ich eines Tages doch durchs Werkstor fuhr und in einer offenen Wellblechgarage einen alten, verbeulten 2-Wege-Unimog entdeckte. Die inzwischen auf mich aufmerksam gewordenen Mitarbeiter verhinderten eine genauere Untersuchung nach Herstellerdaten, es reichte gerade für ein paar Dias als "Beweisfotos".
Nach dem Abzug der Britischen Rheinarmee wurde der Bezirk östlich vom Viersener Bahnhof völlig umgekrempelt, alle "schönen " Dinge verschwanden: Schrottplatz, Güterbahnhof, DB-Bahnmeisterei, Britisches Lager mit Anschlußgleis (hier war zu "meiner Zeit" 1989 - 2004 nie eine Werklok zu sehen), Reste des ehemaligen "Bw Viersen" (in den 1980er Jahren von der IG Schwalmtalbahn als Werkstatt genutzt).
Was mit dem alten Zweiwege-Unimog geschah, würde mich heute schon interessieren.

Schon vor 1920 errichtete die Stadt Viersen die "Viersener Industriebahn", deren Betriebsführung stets in den Händen der Staatsbahn lag.

Vom Staatsbahn-Gbf Viersen zweigte vom Streckengleis nach Neersen mittels einer Spitzkehre diese Güterbahn in nördliche Richtung ab und verzweigte sich am "Donker Weg" in einen nördlichen und einen westlichen Streckenast. Der westliche Streckenast führte in den Viersener Stadtteil Hoser oben am Lichtenberg und endete im Fabrikgelände der Firma Kaisers Kaffee AG (weitere Anschließer waren u.a. der städt. Bauhof an der Hosterfeldstraße, die Zentrifugenfabrik Heyne an der Greefsallee, die Viersener Aktienspinnerei an der Gladbacher Straße und die Brotfabrik Pesch an der Hardter Straße). Um 2004 wurde dieser Ast endgültig stillgelegt, nachdem um ca. 1995 der Abschnitt Hansella (Freiheitsstraße)- Kaisers Kaffee AG als erstes stillgelegt wurde. Letzter Anschließer war auf dem verbliebenen Reststück des westlichen Astes der Viersener Industriebahn der Altpapierhandel Ho-Pa-Ge, der auch zur Holter-Gruppe zählte und sich im Winkel zwischen Dammweg und Bachstraße befand. Volle Waggons mit sortiertem Altpapier wurden hier stets mit eine DB - V 90 (BR 290) abgezogen.

Der nördliche Streckenast der Viersener Industriebahn führte westlich des Viersener Stadtteils Robend am Viersener Stadtwald vorbei bis zur Papierfabrik ELKAN an der Krefelder Straße. Nachdem der jüdische Unternehmer Elkan seine Fabrik im Dritten Reich zwangsweise verkaufen musste, gehörte der Betrieb nach 1946 zum Europa-Karton-Konzern. In den 1960er Jahren erfolgte die Umstellung des Kesselhaus von Kohle auf Erdöl bzw. später Erdgas, zudem wurde der Rohstoff Stroh durch Altpapier abgelöst. Dies machte den Gleisanschluss überflüssig und Ende der 1960er Jahre erfolgte der totale Abbau des nördlichen Astes der Viersener Industriebahn. Anfang der 1970er Jahre siedelte sich am Elkanweg der Schrotthandel Holter an, der schnell wuchs und sich auf das Verschrotten von PKW spezialisierte. Dazu wurde Mitte der 1970er Jahre der Streckenast der Viersener Industriebahn bis zum Gelände der Firma Holter wieder aufgebaut und ein Anschlußgleis errichtet. Höhepunkt war bei Holter die Errichtung eines Autoshredder, mit dem sich das Schrottaufkommen auf der Schiene deutlich erhöhte.

Ein MB-Trac 700 wurde als Werklok von Holter angeschafft und ist bis heute (2013) in Viersen vorhanden.Vor 1988 übernahm die Firma Holter den unweit am Viersener Gbf befindlichen Schrotthandel Georg als Werk II.

Ende der 1990er Jahre übernahm zunächst der Entsorger Trienekens den Schrottgroßhandel Holter, nach einem Skandal innerhalb des Hauses Trienekens firmierte man unter RWE Umwelt. Sichtbare Veränderung war der Abbau des Autoshredders - die Autos wurden fortan bei einem Shredder im Hafen der niederländischen Stadt Maastricht zerkleinert. Nach 2000 erfolgte die Stillegung des Werkes II am Viersener Gbf im Zuge der Abbruchaktionen hinter dem Bahnhof Viersen.
Wem die heutige RRG gehört, ist mir noch nicht bekannt.

Grüße

Martin

#4 RE: Privater Gleisanschluss Viersen von Thorsten Sch. 13.08.2021 16:39

Die Stichstrecke zur RRG ist inzwischen ziemlich verkautet und stark zugewuchert. Inzwischen bräuchte das V90-Personal wohl eine Machete, um nicht ständig mit Pflanzen in Kontakt zu kommen ;-)

Sieht auch so aus, als wenn nicht erst seit dem Streik-Mittwoch die Verwahrlosung der Strecke begonnen hat. Dort ist vermutlich schon länger nichts mehr gefahren.... :-(

#5 Stand 21.02.22 zu Privater Gleisanschluss Viersen von Thorsten Sch. 21.02.2022 21:45

Hallo!

Hatte heute beruflich in der Nähe zu Schaffen und habe dann deswegen einen kurzen Abstecher zur RRG gemacht, um mal nach dem aktuellen Stand zu schauen.

Die Anschlussbahn ist weiterhin verkrautet. Es liegen inzwischen auch umgestürzte Bäume/Büsche auf dem Gleis (wobei das nach dem Wetter der letzten Tage natürlich keine besondere Aussagekraft hat).

Zum Anschluss selbst: Das linke Glies, das in die Halle führt, war leer; das Hallentor war auf. Das rechte Gleis, das im Bogen verläuft, war ab Beginn des Gleisbogens mit Schrotthaufen belegt. Vom MB Trac war nichts zu sehen.

Hier ist wohl schon länger nichts mehr gelaufen und für die Zukunft verheißt der aktuelle Zustand auch nichts Gutes... Das war es dann wohl endgültig mit der Viersener Industriebahn. Schade :-(

Xobor Xobor Community Software
Datenschutz