#1 [BOR] Firma Menchen: Im Schülerverkehr - Gedränge an der Bustür von Alexander Schmitz 05.11.2010 17:28

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Bevor die Reise losgeht, muss Sobida Azarkan laut werden: „Nehmt mal die Taschen von den Sitzen und geht weiter durch!“ Die Busfahrerin sorgt dafür, dass alle Kinder reinpassen. Rappelvoll ist die Linie 850 Richtung Marbeck. Schüler des Gymnasiums Remigianum und der Duesberg-Hauptschule quetschen sich dicht an dicht.

Sie alle wollen nur eins: möglichst schnell nach Hause. Das Gedränge halte sich bei dieser Tour sogar noch in Grenzen, erklärt die 30-jährige Sobida Azarkan. Zehn Minuten Aufenthalt hat sie am Schulzentrum. Genug Zeit für ein halbwegs geordnetes Entern des Busses. Ganz anders geht es zur Sache, wenn Azarkan nur kurz für den Ein- und Ausstieg vorfährt. Da gehe es schon mal so drunter und drüber, dass sie mit dem Zwölftonner kaum an die Bordsteinkante heranfahren kann, ohne eines der schubsenden und tobenden Kinder zu gefährden.

Die Türen schließen sich. Schaukelnd setzt sich der Bus in Bewegung. Alle Sitzplätze sind belegt. Bis vorne zur Fahrerin stehen die Kinder im Gang. Ruhe kehrt ein. Einige Schüler haben Stöpsel in den Ohren. Manche quatschen. Einer macht die Augen zu. Das Gedränge scheint sie nicht zu stören. „Es ist eigentlich immer genug Platz“, findet der neunjährige Florian.

An der Wilbecke kommt wieder Bewegung in die Sache. Umsteiger wechseln von einer Linie zur nächsten. Nach der Rotation ist der Bus wieder so voll wie vorher. Für Sobida Azarkan ist die Wilbecke die schwierigste Stelle ihrer Runde. Wie durch ein Nadelöhr steuert sie den zwölf Meter langen Bus. Kinder laufen vor ihr über die Straße. Konzentration ist gefragt.

Zwei Kreisverkehre später greift Sobida Azarkan zum Funkgerät. „Keine Umsteiger“, meldet sie ihrem Kollegen, der mit einem anderen Bus an der Remigiusschule steht. Azarkan hat mit der Linie 850 zwei Minuten Verspätung. Der Kollege muss nicht warten.

Nach und nach leert sich der Bus. Mehr und mehr Sitzplätze werden frei. An der Engelradingschule kommt ein Schwung neuer Passagiere hinzu. Ein Mädchen macht aber postwendend wieder kehrt. „Ich hab meinen Schlüssel vergessen“, sagt sie. „Ruf aber die Mama an“, erwidert Sobida Azarkan. Das Mädchen nickt und läuft zurück zur Schule. Die Fahrt geht weiter.

„Ich kenne fast alle“, sagt Sobida Azarkan über ihre jungen Fahrgäste. Seit 2002 ist sie als Busfahrerin bei der Firma Menchen angestellt. Die Linie 850 Richtung Marbeck ist die Stammlinie der 30-Jährigen. Und auch die Kinder kennen ihre Busfahrerin gut. „Sobi, was machen die hier?“, fragt ein Junge, der an der Haltestelle Bauarbeiter entdeckt hat. „Frag sie mal“, schlägt die Busfahrerin vor. Der Junge ist der letzte, der in Marbeck aussteigt. Azarkan steuert den Bus leer zurück zum Schulzentrum. Dort wird sie zu einer weiteren Runde mit der Linie 850 aufbrechen.


An der Wilbecke stürmen die Kinder in den Bus. Fahrerin Sobida Azarkan nimmt`s gelassen.

Quelle: Münsterländische Volkszeitung

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