"Ich kauf' mir ein Baguette
und treff' mich mit Jeanette.
Da kommt auch noch Claudette,
Claudette ist auch sehr nett.
Baguette - Jeanette - Claudette - so nett -
et moi - oh lalalalala."

Okay, mein Baguette war ein Croissant, Claudette hieß in Wirklichkeit "Eurotram" und Jeanette nannte man umgangssprachlich "Citadis" - aber erst der Reihe nach.

Gestern ging es nach langer Abstinenz mal wieder auf große Tour. Dieses Mal sogar in das Mittelmeerland "République française". Okay, das Mittelmeer war nochmals rund 575 km entfernt - dafür konnte man bereits die ersten Vorboten des Frühlings ausmachen - und das auch noch direkt an Vater Rhein gelegen. Lösung des Rätsels: Es ging ins elsässische Strasbourg.

Strasbourg hatte bereits von 1894 bis 1960 eine Straßenbahn. Diese wurde - wie in vielen anderen Städten auch - als nicht mehr modernes Verkehrsmittel stillgelegt. Steigendes Verkehrsaufkommen mit den bestens gekannten Problemen durch den überhand nehmenden Pkw-Verkehr und eine äußerst dürftige Auslastung der innerstädtischen Buslinien ließen die Wiedereinführung der Tram in Strasbourg ab Mitte der 1980er Jahre ernst werden. 1994 war es dann soweit: In der rund 270 000 Einwohner zählenden Stadt ging die erste moderne Tram-Linie in Betrieb. Die erste Linie "A" besaß eine Länge von 9,8 km und verband das Wohngebiet "Hautepierre" mit der Haltestelle "Baggersee" im Süden der Stadt. Der große Erfolg führte zu Bau und Eröffnung immer weiterer Streckenabschnitte, sodass rund 16 Jahre später rund 34,5 km Strecken vorhanden sind. Und was wurde aus den ehrgeizigen Oberhausener Ausbauplänen aus der selben Zeit?

Naja, starten wir mit einer kleinen Rundfahrt durch die Hauptstadt des Elsass, wo der Duft von Flammkuchen um die Häuserecken weht.


Die zentrale Haltestelle im Strasbourger Netz ist "Homme de Fer". Dort treffen sich fünf von sechs Tram-Linien im Stadtzentrum, was ihr eine entsprechende Bedeutung beikommen lässt. Dementsprechend repräsentativ zeigt sich die Haltestellenanlage auch, die hier ein Alstom Citadis auf der Linie B nach "Hautepierre" verlässt.


Neben Alstoms Citadis verkehren auch noch die älteren "Eurotrams", welche mit ihren größen Fenstern und einteiligen Türen einem rollenden Bürgersteig entsprechen sollen - hier zwischen den Haltestellen "Alt Winmärik" und "Faubourg National".


An der Haltestelle "Wacken" trifft die Linie E aus "Robertsau Boecklin" auf die Linie B aus Richtung "Hoenheim Gare" (Hönheim, Bahnhof).


Kein Scherz: Wacken gibt es nicht nur in Norddeutschland.


Auf dem Weg nach "Robertsau Boecklin" passiert die Linie E das Europaparlament und erreicht in Kürze die Haltestelle "Droits de l'Homme" (Menschenrechte).


Ein weiterer wichtiger Umsteigepunkt befindet sich in der Innenstadt: An der Haltestelle "République" treffen die Linien B und E aus Richtung Norden auf die Linien C und F. In unmittelbarer Umgebung befinden sich das Strasbourger Natrionaltheater, die öffentliche und und die Universitätsbibliothek und das im Hintergrund sichtbare Verwaltungsgebäude der "Région Bas-Rhin" - allesamt in solch monumentalen Gebäuden.


Gegen Mittag verzogen sich dann auch fast alle Wolken und bei angenehmen 12°C zeigte die Sonne, wie kräftig sie im "Süden" bereits im Februar strahlen kann. Eine kurze Eurotram erreicht die bereits 1994 eröffnete Haltestelle "Baggersee" (auf Deutsch: Baggersee ). Alle eingesetzten Bahnen in Strasbourg sind übrigens Zweirichtungsfahrzeuge. Dann sucht mal bitte auf dem Bild die Türen der Eurotram


Die Strasbourger Straßenbahnen verkehren ohne Rückspiegel. Brauchen sie auch nicht, denn ihre Aufgabe wird von Kameras übernommen, die ihrer Bilder in die Fahrerkabinen auf zwei Monitore übertragen - hier an einem Citadis auf der Linie B nach "Illkirch Lixenbuhl" im Verlauf der Haltestellen "Etolie Bourse" - "Porte de l'Hôpital" - "Langstross Grand'Rue" (Langestraße, Große Straße).


Mit den Linien C und D ist auch das in den 1960er Jahren entstandende Wohngebiet "Esplanade" im Osten der Stadt zu erreichen, hier ein Citadis zwischen den Haltestellen "Esplanade" und "Winston Churchill".


Auch viele andere Haltestellen in Strasbourg sind mehr als nur ein Warteplatz. Unter moderner Architektur steht der im Vordergrund sichtbare Citadis auf der Linie A nach "Illkirch Lixenbuhl" an der Haltestelle "Rotonde", während von hinten schon eine Eurotram auf Linie D nach Aristide Briand wartet.


Erst am 27. November 2010 in Betrieb gegangen ist die oberirdische Anbindung des Hauptbahnhofs "Gare Centrale", an dem ein Citadis auf Linie C in Kürze Richtung "Neuhof Rudolph Reuss" aufbrechen wird.

Die weiteren Planungen sehen für die Strasbourger Tram sogar die Verlängerung ins deutsche Kehl rechts des Rheins vor. Damit hätte man im Elsass eine wahre "Eurotram".


Zum Schluss dann noch die beiden Regioschüttel VT512 und VT509 der SWEG-Tochter "OSB", welche mich von Strasbourg wieder nach Offenburg brachte, wo ich dann im ICE 500 natürlich rein zufällig auf Philipp Wilkens gestoßen bin...

Ich hoffe, der kleine Ausflug nach Frooonkreisch hat Euch gefallen - ebenso wie der etwas erläuternde Text dazu. Ich bin immer noch total begeistert, was man in rund 20 Jahren komplett neu gebaut hat und wie stark die Tram dort ausgelastet ist - immerhin nutzen rund 65 % der Strasbourger die Tram bei ihrer Fahrt zur Arbeit. Finanziert wurde der Bau übrigens aus der "Versement transport", der Transportsteuer. Wäre das nicht auch ein Modell für Deutschland?

Je vous remercie. Je suis content que vous aimez les photos.

*Keine Ahnung von Französinisch hab*

Sehr schöne Bilder!

Zitat von Julian Z.

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*Keine Ahnung von Französinisch hab*

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Kenne ich. Und wie siehts mit Französisch aus?

Zitat von Julian Z.

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Sehr schöne Bilder!

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Zitat von Robert B.

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Was ne Panoramafrontscheibe, eieiei^^
Sonst ganz ansehnliche Bilder ;-)

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Danke Euch!

Und noch niemand hat die Türen bei der Eurotram gefunden?

Danke euch, freut mich wenns gefällt ;-)

Ich hab da mal die Türen auf dem Bild markiert:

In Natura nicht, auf dem Foto schon.

Ach, geh nen Caddy umwerfen... ;-)