Mit derzeit rund 95 000 Einwohnern erreicht sie nicht (mehr) den Status einer Großstadt, darf sich aber dennoch als Landeshauptstadt bezeichnen. Die Rede ist von Schwerin, Hauptstadt des nordöstlichen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Seit 1881 verkehrte in Schwerin eine Pferdebahn, der elektrische Betrieb wurde allerdings erst 1908 (andere Quelle: 1904) eröffnet. Heute verkehren in Schwerin 4 Straßenbahnlinien auf einem Netz von 21 km Länge. Hinzu kommen noch 14 Buslinien, welche in deutlich dünnerem Takt als die Straßenbahn diese auch in erster Linie ergänzen. Betreiber des ÖPNV ist die "Nahverkehr Schwerin GmbH" (kurz: NVS) mit einer Zahl von 215 Haltestellen und 17,75 Millionen Fahrgästen jährlich.
Das Schweriner Straßenbahnnetz besteht aus den beiden Hauptlinien 1 (Kliniken - Hegelstraße) und 2 (Lankow-Siedlung - Hegelstraße), der Verstärkerlinie 3 (Hegelstraße - Neu Pampow) sowie der Außenlinielinie 4 (Platz der Freiheit - Neu Pampow). Zum Einsatz kommen ausschließlich 30 Triebwagen des Typs "SN 2001" von Bombardier, die zwischen 2001 und 2003 geliefert wurden und von denen der Bremer Niederflurzug "GT8N-1" abgeleitet wurde. Klassiche Tatra-Züge (T3DC) kommen seitdem nicht mehr zum Einsatz. Vorhanden sind allerdings drei Traditionsbahnen: "Wismar" (Baujahr 1926), "Gotha T59ER" (Baujahr 1959) und mehrere "Tatra T3"-Trieb- und Beiwagen.
Mir ist bei meinem Besuch keine Haltestelle aufgefallen, die keinen ebenerdigen Einstieg in die Niederflurstraßenbahnen ermöglicht. Entweder es gibt separate Bahnsteige, oder so wie hier an der Haltestelle "Am Friedensberg" sichtbar, überfahrbare Haltestellencaps.
Der nördliche Endpunkt der Linie 1 "Klinikum" liegt direkt an den Helios-Kliniken und ist mit einer großzügigen zweigleisigen Wendeschleife und Autoparkplätzen ausgestattet. Von hier gelangt man mit der Straßenbahn in 7 Minuten direkt in die Innenstadt zur zentralen Haltestelle "Marienplatz".
Der Streckenabschnitt Marienplatz - Platz der Freiheit der Linien 2 und 4 verläuft je Richtung durch verschiedene Straßen. In Richtung Süden befindet sich hier ein Zug der Linie 2 zwischen den Haltestellen "Platz der Freiheit" und "Wittenburger Straße".
In Richtung Norden befährt dieser Zug der Linie 2 den entgegengesetzten Streckenabschnitt zwischen den Haltestellen "Stadthaus" und "Platz der Freiheit".
Während der Abschnitt durch die Pauls- und Weststadt (Streckenabschnitt "Platz der Freiheit" - "Kieler Straße" als klassische Straßenbahn in Straßenmittellage, größtenteils aber auf besonderem Bahnkörper, trassiert ist, verläuft, der nördliche Abschnitt der Linie 2 bis zur "Lankow-Siedlung" abseits der Straßen und bedient ein Plattenbaugebiet. Auf der Rückfahrt von der "Lankow-Siedlung" kurz vor der Haltestelle "Rahlstedter Straße" befindet sich diese schöne Fotokurve.
Auf dem Abschnitt vom "Marienplatz" bis zum Abzweig "Blumenbrink"/ "Stauffenbergstraße" verlaufen alle drei regulären Straßenbahnlinien 1, 2 und 4 gemeinsam und bieten so einen dichten Takt. Auch hier ist die Strecke auf eigenem Bahnkörper trassiert. Über die Brückengeländer-Farbe der parallel verlaufenden Ludwigsluster Chaussee lässt sich sicher streiten, bei der Straßenbahnbrücke unweit der Haltestelle "Gartenstadt" hat man dann aber wieder eine unauffälligere Farbe gewählt.
Ab dem o.g. Abzweig an der Haltestelle "Stauffenbergstraße" verlaufen die Linien 1 und 2 aus Richtung Innenstadt und die Verstärkerlinie 3 aus Richtung Neu Pampow durch die Plattenbaugebiete Großer Dreesch, Neu Zippendorf und enden an der Haltestelle "Hegelstraße". Während im innenstadtnäheren Bereich um die Haltestelle "Dreescher Markt" schon einiges in die Stadtsanierung investiert wurde, wirkt der Bereich um die Endhaltestelle "Hegelstraße" deutlich verwahrloster und teils dem Vandalismus und Verfall zum Preis gegeben. Kein Wunder, hat Schwerin doch seit der Wende rund 27 % seiner Einwohner, vornehmlich aus den Plattenbaugebieten, an die alten Bundesländer oder die stark gewachsenen Umlandgemeinden verloren.
Richtig idyllisch gelegen ist die Wendeschleife in Neu Pampow. Zuvor passiert man aber ab dem Abzweig "Blumenbrink" den Betriebshof Haselholz, auf dem auch Eisenbahn-VT der Ostseeland Verkehr GmbH (ola) gewartet und instandgehalten werden. Weiter geht die Fahrt durch dünn besiedeltes Gebiet hauptsächlich an Industrie (u.a. Heizkraftwerk) in Richtung Süden. Am Samstag wird dieser Ast auch nur alle 30 Minuten bedient, ab 17:30 Uhr sogar nur alle 60 Minuten. Unter der Woche muss hier aber deutlich mehr los sein, denn dann enden in Neu Pampow in der HVZ die Linien 3 und 4 und binden den Südteil Schwerins etwa alle 12 bis 15 Minuten an die Innenstadt und die großen Plattenbaugebiete in Richtung Hegelstraße an.
Im Busbereich setzt die NVS ausschließlich Fahrzeuge von EvoBus ein. Auf den Buslinien fahren sowohl dreitürige Citaros als auch viertürige Gelenk-Citaros, alle aus den Baujahren 2003 und 2004. Hier sehen wir einen Solo-Wagen an der Haltestelle "Hauptbahnhof".
Noch ein Bild von der großen Eisenbahn: In den letzten Jahren sind auch die ersten Serientriebwagen der Baureihe 628 im Nordosten Deutschlands heimisch geworden. Vom Bh Rostock aus wird u.a. die Strecke Schwerin Hbf - Hagenow Land (über die Berlin-Hamburger-Bahn) - Hagenow Stadt mit 628.2 betrieben. Hier sehen wir am Nachmittag den 628 243, das älteste Nahverkehrsfahrzeug das ich am letzten Samstag in Schwerin antreffen konnte, kurz vor Abfahrt nach Hagenow Stadt.
Danke für die richten tollen Bilder aus meiner Heimatstadt, sehen sehr gut aus. Die Brücke über die Crivitzer Chaussee ist seit kurzem erst wieder 2 Gleisig befahrbar. Die dortige Brücke ist ein Neubau. Schade das du keine Traktion erwischt hast, die fahren in der HVZ auf den Linien 1 und 2. Wird Zeit das ich wieder in Heimat mal komme, war jetzt lange nicht da.
Nach den Allgemeinen Beförderungsbedingungen, §9, müssen wir ein erhöhtes Fahrgeld von DM 60,- erheben, wenn Sie öffentliche Verkehrsmittel ohne gültigen Fahrausweis benutzen. Eine Verfolgung um Straf- oder Bußgeldverfahren bleibt unberührt. Bitte, sparen Sie uns und sich selbst den damit verbundenen Ärger.
Zitat von Andreas BeeckDer ausschließliche NF-Einsatz dort hat mich bisher von nem Besuch abgehalten...
Hat aber den Vorteil, dass man auch am Wochenende dort hin kann, da auch unter der Woche keine Altbauzüge im Einsatz sind.
Zitat von Andreas E.Danke für die richten tollen Bilder aus meiner Heimatstadt, sehen sehr gut aus. Die Brücke über die Crivitzer Chaussee ist seit kurzem erst wieder 2 Gleisig befahrbar. Die dortige Brücke ist ein Neubau. Schade das du keine Traktion erwischt hast, die fahren in der HVZ auf den Linien 1 und 2. Wird Zeit das ich wieder in Heimat mal komme, war jetzt lange nicht da.
Das mit der Brücke habe ich gelesen, war auch im letzten BS mit einem Bild der Behelfsbrücke vermerkt. Traktionen habe ich wirklich nicht erwischt, die wären auf dem Nordabschnitt der Linie 2 ab dem Vormittag aber auch am Samstag durchaus angemessen gewesen ;-)
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03.03.2012 22:34 (zuletzt bearbeitet: 03.03.2012 22:37)
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