Zitat von RP

---

Mönchengladbach
Die Bahn fährt vorbei
VON ANDREAS GRUHN UND CAROLA SIEDENTOP

Mönchengladbach (RP) Der Gladbacher Hauptbahnhof kennt Fernzüge wie den ICE nur vom Fahrtwind. Die Bahn will das auch nicht ändern. Verkehrsexperten setzen nun auch auf andere Unternehmen, um Gladbach ans Fernstreckennetz anzuschließen.

Am Wochenende hielten doch glatt ICE-Züge in Gladbach. Für zwei Tage war die Vitusstadt an den europaweiten Schienenverkehr angeschlossen. Aber nur, weil Düsseldorf als Haltestelle ausfiel. Seit gestern ist Mönchengladbach bahntechnisch gesehen wieder Provinz: Die Bahn schiebt die Sanierung des Hauptbahnhofes aufs Abstellgleis, dreimal in der Stunde hält eine S-Bahn, hin und wieder ein Regionalexpress. ICE kennen die Gladbacher nur vom Fahrtwind. Mönchengladbach ist die größte Stadt Deutschlands, die nicht vom Fernreiseverkehr bedient wird.

Private Unternehmen einbinden

Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Die Bahn denkt nicht daran, Gladbach ans Fernstreckennetz anzuschließen. „In meinen Augen ist das nicht zu verstehen“, sagt Lothar Beine (SPD), der für die Stadt im Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) sitzt. Zuletzt war ungewiss, ob Mönchengladbach Anschluss an den Rhein-Ruhr-Express (RRX) erhält.

Beschlüsse gibt es noch nicht und es ist fraglich, ob der RRX überhaupt jemals zu Stande kommt. Beine hat deshalb andere Pläne: Eine EU-Regelung öffnet ab 2010 auch den Schienenmarkt. „Ich bin dabei, Gladbach über andere Wege ans Fernstreckennetz anzuschließen“, verrät Beine. Das heißt: Private Unternehmen außerhalb der Deutschen Bahn sollen die Stadt bedienen.

Für Rolf Königs, Geschäftsführer von AUNDE, ist es „nicht zu verstehen, dass Mönchengladbach so stiefmütterlich behandelt wird“. Die fehlende Anbindung an den Fernverkehr sei ein echter Standortnachteil. Borussias Präsident Königs hört auch von Geschäftskunden und internationalen Gästen oft, dass die Stadt schlecht zu erreichen sei. Fahrten dauerten durch die Nutzung der „Bummelzüge“ von und bis zum nächsten ICE-Halt viel zu lange.

„Wir sind die größte Stadt am Niederrhein. Und zusammen mit Krefeld haben wir gemessen an der Zahl der Einwohner und Beschäftigten die gleiche Größenordnung wie Düsseldorf, Dortmund, Duisburg oder Essen“, sagt Königs. „Die Umleitung des ICE wie am vergangenen Sonntag zeigt, dass es technisch kein Problem wäre, den ICE auch in Mönchengladbach halten zu lassen“, sagt Bundestagsabgeordneter Günter Krings (CDU).

Er habe mehrfach persönlich mit den Bahnvorständen über dieses Thema gesprochen und sie angeschrieben, zuletzt vor wenigen Wochen – ohne Erfolg. Auch Krings schlägt vor, das Gespräch mit privaten Bahn-Konkurrenten zu suchen, um über weitere Verbindungen zu sprechen. Ein sehr interessantes Projekt sei die Schnellbahnlinie von Eindhoven über Venlo und Mönchengladbach zum Düsseldorfer Flughafen, sagte Krings.

---

"Meine Damen und Herren am Gleis 4 fährt ein: Metronom International von Westerland (Sylt) nach Den Haag über Venlo und Eindhoven, bitte Vorsicht bei der Einfahrt."

Das würde ich mich freuen, dann zu hören...