Die Stadt­werke Bonn (SWB) haben die "Ver­kehrs­be­triebe West­falen Süd" (VWS) verkauft. Neuer Eigen­tümer ist das fran­zö­si­sche Unter­nehmen "Trans­dev". Den Ange­stellten des Unter­neh­mens von der Mari­en­hütte wurde eine Siche­rung der Arbeitsplätze bis Ende 2010 zuge­sagt. Für Nutzer des öffent­li­chen Nahver­kehrs soll sich zunächst nichts ändern. "Trans­dev" kündigte aller­dings an, alle Betriebs­be­reiche der VWS auf den Prüf­stand stellen zu wollen.

Der Verkauf kann formal erst nach Zustimmung des Bonner Stadtrates am 25. März über die Bühne gehen. Auch das Bundeskartellamt muss sein "Ok" geben. Der Verkauf würde dann rückwirkend zum 1. Januar 2009 gelten. "Transdev", ein auf den Nahverkehr spezialisierter Konzern, zahlt zwischen 3,6 und 4,8 Millionen Euro an die SWB — je nach wirtschaftlicher Entwicklung bis zum Jahr 2010. Die SWB mussten zudem eine Verpflichtungserklärung bezüglich der kommunalen Zusatzversorgungskasse abgeben. Dabei handelt es sich angeblich um rund 18 Millionen Euro.

Heinz Jürgen Reining, Geschäftsführer SWB Bus und Bahn, zu den Verkaufsgründen: "Durch eine neue EU-Verordnung, die ab Dezember 2009 gelten wird, haben wir in Siegen geringere Einflussmöglichkeiten und können Synergien weniger ausnutzen." Außerdem fürchte man den Genehmigungswettbewerb angesichts der Vergabe neuer Konzessionen 2010.

"Transdev SZ", ein Ableger des französischen Mutterkonzerns, will durch den Kauf seinen Einfluss auf dem westdeutschen Markt der Verkehrsgewerke deutlich stärken. Das privat-wirtschaftliche Unternehmen betreibt bereits Linienverkehr mit Bussen unter anderem in Altenkirchen und im Westerwaldkreis.

Geschäftsführer Rainer Jung kündigte an, die "Transdev SZ"-Zentrale von Neuwied auf die Marienhütte zu verlegen. Name und Logo der VWS sollen erhalten bleiben. Zusatzleistungen wie "Magolves-Linie" oder "Hübbelbummler" müssten mit Frage der Wirtschaftlichkeit allerdings auf den Prüfstand gestellt werden, so Jung. Bis Ende 2013 sichert der neue Eigentümer den VWS-Angestellten den Erhalt ihrer finanziellen Situation zu — sofern "Transdev SZ" eine Verlängerung der Konzession erhält.

Alleine dieser Umstand macht die Sache für Jürgen Weiskirch (Verdi Siegen Olpe) erträglich. Er prangerte erneut das Hin-und-Her in Sachen Verkauf an. "Die Absichten sind lange bestritten worden. Das war eine klare Lüge." Hans-Dieter Diehl (Betriebsratsvorsitzender der VWS) sprach im Zuge des Besitzerwechsels von "Existenzängsten" in der Belegschaft.

Die VWS-Mitarbeiter wissen nicht genau, wie sie die neue Situation einschätzen sollen. "Man macht sich schon Gedanken, was langfristig aus den Arbeitsplätzen wird", sagte Busfahrer Peter Klemenz. "Aber wir müssen jetzt erst einmal abwarten." Seine Kollegin Ute Schlemper stimmt ihm zu. "Unsere Jobs sind bis Ende 2010 sicher. Was danach passiert, wird sich zeigen."

Siegen-Wittgensteins Landrat Paul Breuer sieht in "Transdev SZ" einen "seriösen Partner, der in der Lage ist, die VWS gut zu betreiben". Er verteidigte den Entschluss des Kreises, der sich 2005 von der VWS getrennt hatte. Der Märkische Kreis beispielsweise müsse den ÖPNV in 2009 mit 12 Millionen Euro bezuschussen. "Das würde, umgerechnet auf Siegen-Wittgenstein, einer Erhöhung der Kreisumlage von etwa 2,3 Prozentpunkten entsprechen. Das bleibt uns erspart. Der Wettbewerb entlastet somit den Steuerzahler."

Quelle: http://www.sauerlandkurier.de