Die Medien erstaunen mich endlich mal positiv. Die WZ veröffentlichte heute einen super objektiven Bericht über die wahren Opfer eines PU - die Lokführer...
Zitat von Westdeutsche Zeitung Nach Selbstmorden auf den Bahnstrecken folgen häufig Alpträume und Angstattacken.
Gerd Horster war 30 Jahre Lokführer. Sieben Menschen stürzten sich vor seinen Zug. Düsseldorf. Der Tod von Robert Enke hat viel Mitgefühl ausgelöst: Was für ein verzweifelter Mensch muss der Torhüter der Nationalmannschaft gewesen sein?
Doch die persönliche Katastrophe trifft nicht nur Enkes Familie, sondern auch das Leben zweier anderer Menschen – nämlich der beiden Lokführer, die den Regionalzug steuerten, vor den sich der 32-Jährige geworfen hat. Sie und ihre Familien werden nun den Rest ihrer Tage mit diesem Trauma leben müssen.
Jedes Jahr müssen zwischen 800 und 1.000 Lokführer auf deutschen Gleisen auf entsetzliche Weise miterleben, wie ein Mensch vor ihnen auf den Gleisen steht oder liegt – in den gnädigeren Fällen ist es zu dunkel, um das Grauen quasi kommen zu sehen. Hinzugerechnet werden müssen auch jene Fälle, in denen die Lebensmüden den Aufprall des Zuges überleben – schlimm verletzt, oft verstümmelt. Die Menschen auf dem Führerstand werden häufig vergessen
Als er die Nachricht vom Freitod Enkes erfuhr, seien auch ihm die beiden Lokführer „durch den Kopf gegangen“, sagt Günter Seidler. Der Medizinprofessor weiß, wovon er redet.
Gerd Horster war 30 Jahre Lokführer bei der Bahn, fuhr Intercity und ICE. Sieben Mal stürzten sich Menschen vor seinen Zug. Einer wartete hinter einem Brückenpfeiler und trat plötzlich auf die Schienen. Horster schrie, bremste und löste das Notsignal aus, aber mehr als 300 Tonnen sind nicht leicht zu stoppen. „Da hat man keine Chance. Aber ich habe keine Schuldgefühle. Die wollten das ja. Nur die Bilder bleiben.“ Eine Selbstmörderin legte sich auf die Schienen, der Zug fuhr über sie hinweg. „Und ich musste nachschauen, ob sie noch lebt. Das vergisst man nicht.“ Sechs Mal konnte der Krefelder nach einer Pause weiterfahren. Er liebte den Beruf, vor allem die Rheinstrecke von Köln nach Mainz. Beim siebten Mal ging es nicht mehr. „Ich war nervlich am Ende.“ Schon nach den ersten Unfällen wurden die Hände nass und der Puls raste, wenn er an den Unfallstellen vorbei fuhr. „Das Opfer ist der Lokführer, nicht der Selbstmörder“, sagt Horster. Es stört ihn, dass dieser Aspekt zu kurz kommt. „Eigentlich müssten die Kollegen viel mehr Geld bekommen, einen Risikozuschlag sozusagen.“ Ein Jahr war Horster in psychologischer Betreuung. Dann entschied die Bahn, dass er nicht mehr belastbar sei. Horster ist seit dem Jahr 2000 Frührentner und fährt nun wieder gerne Bahn, vor allem in Nostalgiezügen. Nur ins Führerhaus darf er nie mehr.
Als Leiter der Sektion Psychotraumatologie an der Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin der Uni-Klinik Heidelberg hat Seidler selber Lokführer behandelt, die machtlos zusehen mussten, wie ihr Zug einen Menschen tötete. Die Lokführer seien danach „meist in schlimmem Zustand und werden häufig vergessen“, sagt Seidler.
Und selbst wenn sie nach psychologischer Betreuung irgendwann wieder den Führerstand einer Lokomotive oder eines Triebwagens besteigen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie das psychotraumatische, also seelisch verletzende Erlebnis bis zum Ende ihrer Dienstjahre noch einmal über sich ergehen lassen müssen.
Ein Trauma kann sich nicht nur dann herausbilden, „wenn ein Mensch in Lebensgefahr gewesen ist und Todesangst erlebt hat“, sagt Seidler. Traumatisiert werden könne auch, wer hilflos Tod oder Sterben bei anderen beobachtet und dabei existenzielle Angst erlebe. Hilflosigkeit und Todesangst seien „unabdingbare Voraussetzungen dafür, dass sich ein Trauma entwickeln kann“. So mancher betroffene Lokführer könnte hiervon ein Lied singen, wenn ihm danach zumute wäre.
Günter Seidler kann aber noch aus einem ganz anderen Grund mitfühlen, was ein Lokführer in solch einem Fall durchmachen muss. „Ich bin selbst mal mitgefahren, um den Arbeitsplatz kennen zu lernen, als es passierte“, berichtet er.
„Es ist furchtbar, wenn eine Bremsung eingeleitet wird, die Situation immer näher kommt, man kann nicht ausweichen. Es ist klar, was passieren wird, und dann der Aufprall.“ Seidler bittet deshalb um „Respekt vor den Lokführern, die meist schwerst belastet sind“.
Mit dieser Schuld wird Enke nicht mehr leben müssen. Die beiden Lokführer hingegen werden Zeit und Glück brauchen, um mit dem Vorfall klarzukommen – und womöglich nie mehr einen Zug steuern.
Der Psychologe Steffen Fliegel von der Gesellschaft für klinische Psychologie Münster befürchtet nach dem Tod von Enke außerdem Nachahmer: „Ich sehe die Gefahr, dass es jetzt mehr Menschen tun.“ Fliegel geht davon aus, dass Menschen, die hin und wieder Selbstmordgedanken haben, das Geschehen nach Suiziden von Prominenten sehr genau beobachten.
„Eine wichtige Rolle spielt es, wie groß die öffentliche Anteilnahme ist“, sagt der Psychologe. „Diese Menschen denken: Erst nach dem Suizid ist die Zuwendung der Mitmenschen ganz groß. Sie ziehen daraus den Schluss: Erst im Tode bin ich wertvoll.“
Genauso muss man es sehen! Wenn er einen Todeswunsch verspürt soll er schnell zum Psychater laufen, oder wenn es keinen Ausweg mehr gibt, soll er sich erhängen aber einen unschuldigen Lokführer todunglücklich zu machen um seinem Leben zu entfliehen ist kein Kavaliersdelikt. Die Leute denken sich bestimmt: "Der fährt mit seiner 80 Tonnen Lok über mich drüber und alle sind glücklich" Dieses denken ist so asozial, da überlege ich mir noch einmal, ob ich Tf werden möchte, wenn man das hört, dass die dem 7mal vor den Zug gehüpft sind. Wie sieht es eigentlich prozentual aus, wie viele Lokführer schon einen PU hatten ?
Zitat von Simon SAlso ein Tf den ich persönlich kenne meinte mal auf diese Frage das läge bei etwa 100 % zumindest denen die schon länger dabei sind...
100% kann hinkommen, wenn man gegenrechnet, dass einige Tfs mehrfach betroffen sind und andere ihr ganzes Leben gar nicht...
Gruß aus Mönchengladbach, der einzigen Stadt mit 2 Hauptbahnhöfen, wünscht Andreas Beeck (Admin)
Soweit ich weiß wird man erst mal dem Hausarzt zugewiesen, da dieser den Tf auch krank schreibt. Alles weitere veranlasst er. Außerdem gibt es noch Notfallseelsorger und Notfallmanager seitens der Bahn, die einem zumindest anfans auch zur Seite stehen...
Gruß aus Mönchengladbach, der einzigen Stadt mit 2 Hauptbahnhöfen, wünscht Andreas Beeck (Admin)
Vor kurzem war ich bei einem Projekt im Fach Religion zu Gast bei einem Notfallseelsorger, dieser hat gesagt das der Anblick der sich nach einem Selbstmord auf den Gleisen da bot und der verstörte Tf gemischt mit einer grusligen Atmosphäre mit morgennebel zu den schaurigsten Erlebnissen seiner Laufbahn zählt.. Wie der das beschrieben hat war ganz und gar nicht schön..
Zwei Bekannte von mir hatten erst vor kurzer Zeit einen PU.(einer Tot einer schwer Verletzt!) und beide fahren wieder, und sind "grade mal" knapp 2 Jahre dabei.
Zitat von Fabian Sch.Hörtt sich ganz schön heftig an. Muss man dann eigentlich aussteigen und sich die Person angucken? Ich glaube nicht, dass ich das aushalten würde....
Fatalerweise ist der Tf zu erster Hilfe verpflichtet...
Gruß aus Mönchengladbach, der einzigen Stadt mit 2 Hauptbahnhöfen, wünscht Andreas Beeck (Admin)
Hmpf, na die Tf's werden teilweise n Leben lang daran zu arbeiten haben, seelisch als auch später Physisch, die Seelischen Schmerzen machen sich später in Form von sogenannten "Psychosomatischen" Schmerzen übelst bemerkbar, meine frühere Lebensabschnittsgefährtin hat auch solche Leiden & sie muss jeden Tag Morphium & Opiat nehmen sonst hält sie ihren Rückenschmerzen nicht aus, & heute ist se mit ihren 39 Jahren "Frührentnerin" ! möchte nicht wissen welche Dunkelzahl von Tf's bereits an solchen Leiden erkrankt sind, frage nur wie kann man dem Problem begegnen bzw. prophylaktisch vorgehen.
Und denkt immer daran: Das Licht am Ende des Tunnels könnte auch ein Zug sein!
Vorsicht! meine Bilder sind nur mit einer Sony gemacht Bewaffnet mit Sony-Alpha 100 & 350
Zitat von Maurice GottschalkAuf die Rettungskräfte muss er auch warten und den Unfall natürlich auch verzüglich melden damit die Strecke gesperrt wird.
Das ist eigentlich ne Automatische reaktion die der Tf dann so abarbeitet wie er sie gelernt hat, Schnellbremsung einleiten, aufs Makrofon springen, Notruf betätigen. Strecke sperrt ja dann der Tf, danach geht es raus auf die Strecke, schauen ob das Tfz beschädigt ist und ob die Person noch lebt. Oftmals wird diese aufgabe wohl auch vom Zugführer übernommen. (In NRW gibt es ja keinen mehr, da ist der Tf Lok- und Zugfürer ja in einem.)
Die Rettungskräfte sind teilweise ja mit solchen anblicken vertraut, es ist schließlich ihr Job.Für den Tf ist es nicht alltäglich schwerverletzte zu sehen, außerdem ist es für den Tf zusätzlich schwer, der hat den Menschen immerhin überfahren und macht sich möglicherweise Vorwürfe das er es nicht verhindern konnte. Aber es kommt auch auf die Situation an, ist jemand vor den Zug gesprungen weil er sterben wollte, oder war es womöglich ein Kind (oder mehrere Kinder) die in den Gleisen gespielt haben? Ich denke da wird es für Lokführer und Rettungskräfte auch starke unterschiede geben, dies zu verarbeiten.
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13.11.2009 16:33 (zuletzt bearbeitet: 13.11.2009 16:33)
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