Seine letzte Fahrt trat am Montag ein Gelenktriebwagen der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn (TWSB) an. Die "412" kutschierte allerdings keine Fahrgäste durch Gotha, statt dessen wurde sie selbst durch die Gegend chauffiert. Nämlich nach Waltershausen an ihren neuen Bestimmungsort im Gleisdreieck.

Dort soll ein Teil des außer Dienst gestellten Gelenktriebwagens zum Kiosk umfunktioniert werden und im Bereich der Eisbahn gleichzeitig einer neuer Blickfang werden. Der andere Teil des Zuges steht auf dem Schwimmbadgelände. Dort wird er nächstes Jahr in die Neugestaltung des Spielplatzes einbezogen, kündigt Stadtbetriebe-Chef Klaus Anschütz an.

Der neue Kiosk indes soll noch in der Weihnachtszeit fertiggestellt werden, so der Stadtbetriebe-Chef weiter. Sein Ziel ist es, den neuen Bereich am vierten Adventswochenende zu eröffnen. Die Idee, eine ausgediente Straßenbahn aufzustellen, verdankt Anschütz seiner Frau Monika. "Man spricht Zuhause auch über die Arbeit", erinnert er sich. Ein Problem des Gleisdreiecks, das dort zur Sprache kam: In der Hauptsaison rund um die Weihnachtsferien fehlt es im Gleisdreieck außerhalb der Eisflächen an Platz für die Besucher. Auffällig dabei: Die Gäste bevorzugen die Bereiche auf der Seite des Haupteingangs.

Deshalb soll dort ein weiterer attraktiver Platz entstehen. Der Gelenkwagen spielt dabei die Hauptrolle. Noch steht er zwar im Außengelände, doch das ändert sich. Bis ans Badewasser, das am Gleisdreieck vorbeifließt, wird eine überdachte Haltestelle nachempfunden, an der sich die Gäste des Gleisdreiecks nach ihren Schlittschuhrunden entspannen können und die komplett ins Freizeitzentrum einbezogen wird.

Schon lange liegen die Pläne dafür in Anschütz´ Schublade. Beim letztjährigen Neujahrsempfang des Landkreises machte er mit Waldbahn-Geschäftsführer Dieter Schedel das Geschäft perfekt. "Die Waldbahn war sehr kooperativ." Soll heißen: Den ausgedienten Triebwagen erhalten die Stadtbetriebe zum Nulltarif. Für die Stadtbetriebe fallen lediglich die Transportkosten an sowie die Baukosten im Bereich der Eisbahn.

Die besondere Note: Bei der Straßenbahn handelt es sich ausgerechnet um jene Bahn, die Werbung für das Gleisdreieck gemacht hatte. Der Gelenktriebwagen war Anfang 2007 auf einer Fahrt der Linie 2 in einen Unfall verwickelt worden. "Plötzlich kam ein Auto aus einer Seitenstraße", erinnert sich Dietmar Kirchberger, der im Führerhaus der Straßenbahn saß. Gestern nun verfolgte er als Mitarbeiter und Mitglied der Gothaer Straßenbahnfreunde, wie Kranführer Volker Heyer mit seinem schweren Autokran den 4,5 Tonnen schweren und von Achsen und Fahrgestellen befreiten Wagen zwischen den Bäumen am Badewasser durchbugsierte und zentimetergenau auf dem bereits errichteten Fundament absetzte.

Auch Christian Meinelt von den Erfurter Nahverkehrsfreunden dokumentierte jeden Augenblick der letzten Fahrt der "412", die in den 1960er Jahren in Düsseldorf gebaut worden war. Zehn Gelenktriebwagen dieser Bauart wurden in den frühen 1990er Jahren in den Fuhrpark der TWSB übernommen. Fünf davon existieren noch, werden aber nur noch in Ausnahmen im Linienverkehr eingesetzt.

Dass die ausgedienten Fahrzeuge unterdessen noch eine neue Verwendung finden, ist keineswegs ungewöhnlich. Einer der Düsseldorfer Züge steht gar nicht entfernt auf einem Privatgrundstück und erfüllt einen Jugendtraum seines neuen Besitzers.

Bilder vom Aufbau und Quelle:

http://www.tlz.de/gotha