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Sachsen-Anhalt legt drei Bahnstrecken wegen mangelnder Rentabilität still. Als Ersatz sollen Busse eingesetzt werden. Das löst Kritik aus.

Sachsen-Anhalt streicht Bahnstrecken im ländlichen Raum und will als Ersatz Busse fahren lassen. Nach Angaben der Nahverkehrsgesellschaft
Nasa werden die Verbindungen zwischen Wittenberg und Bad Schmiedeberg (Kreis Wittenberg), Merseburg und Schafstädt (Saalekreis) sowie
zwischen Klostermansfeld und Wippra (Mansfeld-Südharz) still gelegt. Der letzte Zug nach Schafstädt soll demnach am 14.12. rollen,
nach Bad Schmiedeberg Silvester 2014. Die „Wipperliese“ verkehrt letztmals am 12.4.2015.

Als Grund für die Streckenstilllegungen gibt die Nahverkehrsgesellschaft in allen Fällen mangelndes Fahrgastaufkommen und
anstehende, hohe Sanierungskosten an. Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) erklärte auf Nachfrage, die betroffenen Strecken
stünden seit Jahren unter Beobachtung. „Irgendwann mussten wir einen Schlussstrich ziehen.“ Es seien pro Jahr bis zu 10 000 Euro
je Fahrgast an Steuermitteln aufgewendet worden.
Die Zahl der Fahrgäste hätte sich deutlich unter dem Limit von 500 am Tag bewegt; zwischen Merseburg und
Schafstädt seien es nur 150 gewesen. "Personenverkehr auf der Schiene ist immer unwirtschaftlich"

Für den Fahrgast-Verband Pro Bahn ist das ein vorgeschobenes Argument. „Personenverkehr auf der Schiene ist immer unwirtschaftlich“,
sagte der für Mitteldeutschland zuständige Sprecher Carsten Schulze. Daher zahle der Bund ja auch einen Ausgleich für
den Schienenpersonen-Nahverkehr - in Sachsen-Anhalt 370 Millionen Euro pro Jahr. Doch Sachsen-Anhalt zweckentfremde
Teile des Geldes, in dem es damit den Schülerverkehr subventioniere, erklärte Schulze. So hatte der Chef der
Nachverkehrsgesellschaft, Klaus Rüdiger Malter, erst vor 2 Wochen vor Stilllegungen gewarnt, weil das Geld nicht reiche.

„Jetzt ein Stück Infrastruktur zu zerschlagen, ist das falsche Signal zur falschen Zeit“, sagte Schulze. Der Verkehrspolitiker der Grünen
im Landtag, Dietmar Weihrich, erklärte, das Land leiste der „Entvölkerung des ländlichen Raums weiter Vorschub“.
Vor allem die beiden Kurstädte Bad Schmiedeberg
und Bad Lauchstädt (bei Merseburg) würden in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurückgeworfen: „Aus dem Westen fährt keiner in einen
Kurort, der keinen Bahnanschluss hat“, betonte Schulze. Er kritisierte zudem, dass das Land mit einem Federstrich die jahrelangen
Bemühungen - etwa des Landkreises Mansfeld-Südharz - um eine Steigerung der touristischen Attraktivität der
„Wipperliese“ zunichtemache. Webel will diese Bemühungen nicht gering schätzen, erklärte aber:
„Wir müssen konstatieren, dass sich die Anstrengungen nicht gelohnt haben.“

Verbandssprecher Schulze fürchtet zudem, dass die Stilllegungen dazu führen werden, dass das Land künftig noch weniger
Regionalisierungsmittel vom Bund bekommt. „Sachsen-Anhalt bringt sich in eine denkbar schlechte Situation für die
Verhandlungen“, sagte er.

Seit wann entscheidet das Land über Streckenstilllegungen? Das ist doch Sache des EBA und des jeweiligen Eigentümers. Hier ist doch wohl eher die Streichung von Zügen bzw. Linien im Regionalverkehr gemeint. Was mit der Strecke anschließend passiert, steht auf einem anderen Blatt.

Noch mehr Fahrradwege dann.

Hallo,
die Strecke Klostermansfeld - Wippra ist doch letztes Jahr erst bis 2018 an die Kreisbahn Mansfelder Land GmbH (KML) wieder vergeben worden.
Und jetzt soll diese Stillgelegt werden?

Grüße

Zitat

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"Personenverkehr auf der Schiene ist immer unwirtschaftlich"

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Ach ja? Und warum gibt es dann noch so ein paar derartige Schienenstrecken, wo man so etwas außergewöhnliches wie Personenverkehr betreibt?

So pauschal stimmt das natürlich nicht. Aber gerade der Regionalverkehr ist einfach ein Zuschussgeschäft, das aus Steuermitteln finanziert wird. Damit der ÖPNV attraktiv ist, muss er erschwinglich sein und man muss möglichst immer möglichst überall hinkommen. Wenn man beispielsweise abends nicht mehr nach Hause kommt, dann fährt man eben lieber mit dem eigenen Auto. Im ländlichen Raum ist das ja auch wegen dem fehlenden Angebot Standard. Außerhalb der HVZ fahren die meisten Züge schlecht ausgelastet und bei weitem nicht kostendeckend, aber sie fahren, weil der Staat dafür bezahlt und nicht alles aus den Ticketeinnahmen gedeckt sein muss. Wirtschaftlich ist das aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive eben nicht. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sieht das aber anders aus, denn wenn die Nutzer des Schienenangebots auf den Autobahnen unterwegs wären, dann müsste man a) die Autobahnen ausbauen, b) sie früher wieder instandsetzen, c) die zusätzliche Luftverschmutzung irgendwie kompensieren (was auch monetäre Auswirkungen hat), d) die auch nach einem Ausbau der Straßen zu erwartenden zusätzlichen und längeren Staus und die Kosten, die sie verursachen (dazu gehört auch der Zeitverlust jedes einzelnen) berücksichtigen, e) das erhöhte Unfallrisiko und die dadurch verursachten volkswirtschaftlichen Schäden (Krankengeld, Verdienstausfall, diverse Konsequenzen von Todesfällen, Versicherungsschäden usw.) tragen, f) die ganzen Kosten, die jedes Fahrzeug in Privatbesitz für dessen Besitzer verursacht (Anschaffung, Wartung, Reparatur, Kraftstoffkosten, Kosten für Anmeldung, Versicherung, usw.) einrechnen. Das sind nur die Dinge, die mir spontan einfallen, weshalb Schienenverkehr oder öffentlicher Verkehr im Allgemeinen eben doch wirtschaftlich ist, wenn man die Brille des Betriebswirts bzw. Unternehmers absetzt.