Die Strecke Berlin-Hannover ist eine der am stärksten frequentierten in Deutschland. Nun müssen die Gleise erneuert werden. Ab kommenden Frühjahr fährt der ICE dort eine Stunde länger - und das fünf Monate lang.

Bahnreisende, die vor allem mit dem ICE unterwegs sind, stehen vor einer neuen Geduldsprobe. Im Frühjahr und Sommer nächsten Jahres werden sie fast fünf Monate lang für Fahrten von Berlin nach Hannover etwa eine halbe Stunde, für Fahrten weiter in das Rhein-Ruhr-Gebiet sogar fast eine Stunde mehr Fahrzeit einplanen müssen. Grund ist die bereits seit Längerem angekündigte Sanierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin–Hannover. Nun steht der Baustart fest. Er soll am 11. April nächsten Jahres erfolgen. Die Einschränkungen werden bis in den August 2011 dauern.

Über die 258 Kilometer lange Schienenverbindung von Berlin nach Hannover fahren täglich bis zu 170 Züge. Sie gilt damit als eine der am stärksten frequentierten in Deutschland. Zum Vergleich: Die beliebte Verbindung Berlin–Hamburg wird pro Tag von etwa 120 Zügen passiert.

Doch genau diese starke Nutzung ist auch der Grund, warum die ICE-Strecke bereits zwölf Jahre nach ihrer Eröffnung repariert werden muss. Die Deutsche Bahn betont jedoch, dass es sich dabei um eine ganz normale Instandhaltung und nicht – wie erst 2009 im Fall der Strecke Berlin–Hamburg – um eine Sanierung aufgrund schwerer Schäden handelt.

So sind die Schienen abgenutzt und müssen komplett ausgewechselt werden. Um hohe Geschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern in der Stunde zu ermöglichen, sind die Gleise zudem statt auf Schotter fast durchgehend auf Betonplatten verlegt. Mit der Zeit sind aber die Schalldämmungselemente, die den Lärm der fahrenden Züge vermindern sollen, verschlissen, sie müssen jetzt ausgetauscht werden.

Arbeiten sind zeitraubend
Ein weiteres Problem sind die Entwässerungskanäle, die sich zugesetzt haben. Sie müssen aufgebohrt werden. Diese Arbeiten seien allesamt sehr zeitraubend und könnten zum großen Teil nicht mit Maschinen ausgeführt werden, heißt es.

Wie die DB Netze AG, der für die Infrastruktur zuständige Bereich der Deutschen Bahn, jetzt mitteilte, werden die Instandhaltungsarbeiten an der Strecke am 11. April beginnen und bis 27. August dauern. Während dieser Zeit ist die Hochgeschwindigkeitstrasse, die mit Tempo 250 befahren wird, in Abschnitten nur eingleisig nutzbar. Zudem werden die Züge die mögliche Spitzengeschwindigkeit wegen der Baustellen nicht so oft wie derzeit fahren können. Die Folge: Die Intercity-Express (ICE) werden zwischen Berlin und Hannover eine halbe Stunde mehr Zeit brauchen. Derzeit legen die ICE die Strecke vom Berliner Hauptbahnhof bis zum Hannoveraner Hauptbahnhof im Normalfall in etwa 100 Minuten zurück, ab April werden sie knapp zwei Stunden und zehn Minuten benötigen.

Betroffen von den Einschränkungen werden auch die Entlastungszüge, die nur freitags und sonntags von und nach Hannover fahren. Die Intercity (IC) werden während der Bauarbeiten zwischen Hannover und Wolfsburg über Braunschweig umgeleitet und sind dadurch 25 Minuten länger unterwegs. An einigen Tagen wird es auch Umleitungen über Magdeburg und Braunschweig geben, sagte ein Bahnsprecher. Dann kann sich die Fahrzeit um eine Stunde verlängern. Die IC-Züge Berlin–Osnabrück–Amsterdam werden zeitweise über die so genannte Stammstrecke umgeleitet, sie fahren also auf dem Gleis direkt neben der ICE-Strecke und brauchen dann bis zu eine Stunde länger.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Anders als bei der Sanierung der Strecke Berlin–Hamburg wird der Regionalverkehr zumindest in Berlin-Brandenburg von den Bauarbeiten nicht gestört. Im Großraum Hannover sowie im Bereich Minden-Bielefeld wird es allerdings veränderte Fahrpläne auch im Regionalverkehr geben.

Auch alle Bahnreisenden, die noch weiter in den Westen der Bundesrepublik wollen, müssen deutlich mehr Zeit einplanen. Denn bereits ab Ende Januar steht auch auf der Strecke Hannover–Bielefeld teilweise nur ein Gleis zur Verfügung. Durch die vielen Arbeiten am Gleisnetz kann sich die Reisezeit bis nach Frankfurt/Main um etwa eine halbe Stunde, bis nach Köln gar um eine Stunde verlängern. Wohlgemerkt, die Zeit nach Fahrplan. In der Vergangenheit erwies der sich in der Baurealität schnell als Makulatur.

Erst 2009 hatte es monatelange Bauarbeiten auf der Bahnstrecke Berlin–Hamburg gegeben. Dort mussten vor allem die Betonschwellen ausgetauscht werden. Aufgrund von Herstellungsfehlern begannen sie zu zerbröseln. Reisende zwischen Berlin und Hamburg mussten ebenfalls erhebliche Fahrzeitverlängerungen von bis zu einer Stunde in Kauf nehmen. Fahrgastverbände forderten damals mit Verweis auf die Leistungseinschränkung eine Reduzierung der Ticketpreise. Das lehnte die Bahn jedoch ab. Immerhin gab es damals kleinere Versöhnungsgaben wie kostenlose Zeitungen und Snacks. Regelungen für die Zeit der Bauarbeiten an der Strecke Berlin–Hannover gibt es bislang noch nicht. „Wir prüfen, wie wir den betroffenen Fahrgästen entgegenkommen“, sagte ein Bahnsprecher dazu.

Quelle: Berliner Morgenpost

Dazu müsste eig was in der aktuellen DS stehen...